eine blonde Frau mit Brille in einer blauen BMW-Weste 4 min
Audio: Frau, ostdeutsch und Chefin einer Autofabrik – wie Petra Peterhänsel das BMW-Werk in Leipzig leitet. Bildrechte: MDR/Ralf Geißler

Elitenmonitor Anteil von Ostdeutschen in Spitzenjobs nimmt nur langsam zu

20. September 2023, 22:03 Uhr

In Politik, Medien, Justiz oder Kultur sind mehr Ostdeutsche in Spitzenpositionen vertreten als noch vor fünf Jahren. Jedoch stieg der Anteil in der Zeit nur gering. Forscher aus Leipzig, Jena und Görlitz haben dafür mehrere Einflussfaktoren gefunden.

Die Zahl Ostdeutscher in den Chefetagen von Politik, Medien, Justiz oder Kultur ist in den vergangenen fünf Jahren nur leicht angestiegen. Das geht aus dem sogenannten "Elitenmonitor" von Forschern aus Leipzig, Jena und Görlitz/Zittau hervor, der am Mittwoch vom Ostbeauftragten Carsten Schneider veröffentlicht wurde.

Anteil Ostdeutscher nun bei 12,2 Prozent

Demnach lag der Anteil der "Eliten" mit ostdeutscher Herkunft 2018 bei 10,9 Prozent, 2022 waren es dann 12,2 Prozent. Den Bevölkerungsanteil von Menschen ostdeutscher Herkunft setzen die Wissenschaftler jedoch mit 20 Prozent an.

Mit 20,9 Prozent im Jahr 2022 ist demnach in der Politik die Unterrepräsentation zwar am geringsten, aber nur bei Einbezug der Landesebene. In den Medien liegt der Anteil ostdeutscher Führungskräfte bei 8,1 Prozent, in Wirtschaftsverbänden bei 4,3 Prozent, in der Verwaltung bei 14 Prozent. In der Justiz haben nur 2,1 Prozent der Angestellten auf Leitungsebene einen ostdeutschen Hintergrund, in Gewerkschaften und Arbeitnehmerverbänden 13,2 Prozent.

Noch kein Trend absehbar

Es gebe zwar seit 2018 einen leichten Anstieg, es sei aber zu früh, um von einem Trend zu sprechen, heißt es in der wissenschaftlichen Analyse. Seit 2018 seien 57 Prozent der damaligen 2.763 Eliten aus ihren Positionen ausgeschieden. Das sei aber mit keinem Generationswechsel verbunden.

Bei den Neubesetzungen wurden demnach von Westdeutschen bis 2018 eingenommene Positionen bis 2022 nur zu 8,1 Prozent mit Ostdeutschen neu besetzt. Von Ostdeutschen bis 2018 eingenommene Führungspositionen wurden hingegen zu 53,9 Prozent mit Westdeutschen neu besetzt.

Auch im Osten Deutschlands weniger Chefposten

Selbst in Ostdeutschland seien Ostdeutsche in Topjobs unterrepräsentiert. Die Forscher fordern daher Maßnahmen, damit Chefposten in Ostdeutschland auch von Ostdeutschen übernommen werden.

Ursachen sind Probleme mit Abschlüssen und Englisch

Die Forscher nennen als Ursache unter anderem die fehlende Anerkennung für in der DDR erworbene akademische Abschlüsse in "staatsnahen" Fächern wie Jura, Wirtschaft oder Sozialwissenschaften.

Für Führungspositionen werde zudem Englisch als wichtig erachtet, jedoch seien die Sprachkenntnisse ungleich verteilt. Es gebe keine besondere Förderung für ostdeutsche Studierende. Und unter Ostdeutschen könnten sich weniger Menschen vorstellen, selbst eine Führungsposition zu übernehmen als unter Westdeutschen.

Ostbeauftragter kritisiert Besetzungsentwicklung

Der Ostbeauftragte Schneider beklagt seit langem, dass Ostdeutsche zu selten in Führungspositionen sind, was Enttäuschung in der Region auslöse und das Gefühl, nicht ausreichend beteiligt zu sein.

Biografien von 4.000 Menschen ausgewertet

Der "Elitenmonitor" bezieht sich auf öffentlich zugänglich biografische Informationen über etwa 4.000 Menschen, die im Zeitraum 2018 bis 2023 in 3.000 "Elitenpositionen" waren. Zudem führten die Wissenschaftler Interviews.

dpa, epd (das)

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 20. September 2023 | 11:30 Uhr

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