Zwei Frauen an einem Computer
Nathalie Elsässer und Melissa Hildebrand haben für die Studie stundenlang angehört, was Personen machen, wenn sie sprachlich ins Stocken kommen. Bildrechte: Universität Trier

Wissen-News Füllwörter "äh" und "ähm" können Täter verraten

05. Juli 2023, 14:37 Uhr

Anhand der Verwendung von Füllwörtern wie "äh" oder "ähm" können Straftäter überführt werden. Das ist das Ergebnis einer Studie zum sprachlichen Verzögerungsverhalten von Menschen. Dieses ist beinah so individuell wie ein menschlicher Fingerabdruck.

Die von jedermann beim Sprechen verwendeten Füllwörter "äh", "ähm" oder "mh" könnten dabei helfen, mutmaßliche Täter zu überführen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Phonetikerinnen der Universität Trier. Demnach ist das sogenannte Häsitationsverhalten, also das sprachliche Verzögerungsverhalten in Situationen, in denen die Sprecher kurz nicht weiter wissen, bei jedem Menschen anders.

Wie die Studienleiterin Prof. Dr. Angelika Braun erklärt, funktioniert das Sprechen zwar nicht wie ein Fingerabdruck. Jedoch habe jeder Mensch individuelle sprachliche Merkmale und Muster, anhand derer er sich identifizieren lasse. In ihrer Studie konnten Braun und ihr Team nachweisen, dass dazu auch das Häsitationsverhalten gehört. Dieses umfasst neben Füllwörtern auch sprachliche Pausen, das Wiederholen von Wörtern oder das Langziehen von Lauten. Die Forscherinnen stellten in ihrer Studie fest, dass fast jeder Mensch die Füllwörter "äh", "ähm" oder "mh" benutzt. Wie häufig sie verwendet werden, ob sie mit noch anderen Lauten verbunden oder in die Länge gezogen werden, ist jedoch verschieden.

Für die Studie haben die Trierer Phonetikerinnen in mehreren hundert Stunden Arbeit Tonaufnahmen von acht Probandinnen analysiert und anhand eines neuen statistischen Verfahrens ausgewertet. Die Tonaufnahmen waren jeweils bei drei Terminen mit einem Abstand von mindestens einer Woche entstanden, wodurch bewiesen wurde, dass das individuelle sprachliche Verzögerungsverhalten auch über einen längeren Zeitraum relativ konstant bleibt. Die Ergebnisse der Studie könnten nach Ansicht der Wissenschaftlerinnen auch bei Strafverfahren relevant werden. Studienleiterin Braun hat schon häufig als Sachverständige mitgeholfen, Täter anhand ihres Häsitationsverhalten zu identifizieren.

(dn)

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