Dürre-Rekord Mitteldeutschlands ausgetrocknete Böden in Zahlen

17. August 2022, 16:08 Uhr

Das Jahr 2022 wird mit seiner Trockenheit in die Geschichte eingehen. Schon in den ersten sieben Monaten wurden Dürre-Rekorde gebrochen. Fast flächendeckend sind die Böden durch Hitze und fehlenden Niederschlag ausgetrocknet.

Vergleich Bodenfeuchte im Juli in Deutschland: Durchschnitt 1991-2020 vs. 2022
Bodenfeuchte im Juli im Deutschland. Links: Durchschnitt 1991 bis 2020. Rechts: 2022 Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Schon im Juli waren die Böden in beinahe ganz Deutschland extrem ausgetrocknet. Die ersten beiden Augustwochen haben die Lage noch verschärft. Woran liegt das? Wie ging diese Entwicklung vonstatten? Und welche Klima- oder Wetterfaktoren sind dafür verantwortlich?

Es begann schon im März, der in vielen mitteldeutschen Regionen so viel Sonnenschein wie nie und so wenig Niederschlag wie selten zuvor bereithielt. Schon da fehlte den Böden Wasser. Sie waren deutlich trockener als normalerweise im März, wie Sie sehen können, wenn Sie im folgenden Vergleichsbild den Schieberegler bewegen.

Vergleich Bodenfeuchte im März: 1991-2020 vs. 2022

Durchschnittliche Bodenfeuchte März 1991-2020
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Durchschnittliche Bodenfeuchte März 1991-2020
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Bodenfeuchte März 2022
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Der April sorgte dann mit ausreichend Feuchtigkeit für etwas Linderung, aber ab Mai ging der Trend wie im März weiter - und das nahezu überall in Mitteldeutschland in ähnlicher Weise.
Im folgenden Diagramm beobachten wir die Entwicklung der Bodenfeuchte an zwölf DWD-Wetterstationen in zwölf verschiedenen Regionen Mitteldeutschlands. Wir vergleichen die Bodenfeuchte dabei immer mit dem Durchschnitt des langjährigen Mittels 1991 bis 2020. Und überall herrscht die gleiche Tendenz: Seit März sind die Böden flächendeckend trockener als normalerweise. Je weiter man in Richtung Juli schaut, umso extremer wird es.

Verdunstung

Spielt bei dieser Dürre auch eine größere Verdunstung eine Rolle? Immerhin wurde in einer 2021 veröffentlichten Studie berechnet, dass von 2003 bis 2019 die sogenannte Evapotranspiration weltweit um zehn Prozent zugenommen hat.

Die Evapotranspiration ist die Gesamtverdunstung von einer natürlich bewachsenen Bodenoberfläche. Sie setzt sich aus der Evaporation (Boden) und der Transpiration (Pflanze) zusammen. Intensive Sonneneinstrahlung, hohe Lufttemperatur, geringe relative Feuchte und starker Wind wirken sich verdunstungsfördernd aus. Eine hohe Luftfeuchtigkeit hat hingegen einen verdunstungshemmenden Einfluss.
(Quelle: DWD)

Der DWD berechnet anhand eines anerkannten Modells für viele seiner Stationsstandorte auch diese Evapotranspiration. Wenn man diese Werte für dieselben zwölf Standorte darstellt wie bei der Bodenfeuchte, kommt eine Kurve heraus, aus der man nicht ablesen kann, dass die Verdunstung größer wäre als "normalerweise", im Gegenteil, die Verdunstung sinkt im Laufe der Monate fast genauso wie (oben) die Bodenfeuchte.

Korrelationen

Diese Korrelation zwischen Bodenfeuchte und Verdunstung sagt aber noch nichts über Kausalität aus. Zumal ja auch eine ganz andere Kausalität möglich ist, nach dem Motto: Wo nichts vom Himmel fällt, kann auch nichts verdunsten.

Wir wollen trotzdem auf möglicherweise mit der Bodenfeuchte korrelierende Faktoren schauen. Wir tun das anhand der Station Dresden-Klotzsche, die mit ihren Bodenfeuchte-Werten im "Mittelfeld" der zwölf Standorte liegt und auch bei allen anderen Rubriken durchgängige Werte gesendet hat.
Alle Rubriken, die bei höheren Werten schlecht für die Bodenfeuchte sind (Verdunstung, Temperatur, Wind, Sonnenschein) haben wir dafür ins Negative verkehrt. So sieht man am besten, welche Faktoren mit der Bodenfeuchte einhergehen oder sie vielleicht sogar antreiben.
Die Frage beim Lesen des folgenden Diagramms ist also: Welche Kurven gehen besonders stark nach unten, wenn die Bodenfeuchte sinkt?

Niederschlag

Die Antwort ist relativ deutlich und wäre wohl auch ohne Daten der heißeste Tipp gewesen. Am meisten scheint die Bodenfeuchte vom Niederschlag abzuhängen. Und in Sachen Niederschlag waren die vergangenen fünf Monate eben ziemlich übel, rekordverdächtig übel sogar. In März, Mai, Juni und Juli gab es extrem viel weniger Regen als im langjährigen Mittel 1991 bis 2020 (und da sind auch schon einige sehr trockene Jahre dabei).

Insgesamt führt das dazu, dass 2022 schon jetzt ein Rekordjahr ist, was die Trockenheit in Mitteldeutschland betrifft. Noch nie seit 1881 (Beginn der Datenerfassung) gab es in der Zeitspanne März bis Juli weniger Niederschlag als in diesem Jahr.

Dazu kommt, dass auch drei der vergangenen vier Jahre schon sehr trocken waren. Ein Trend, der sich laut Klimawissenschaft fortsetzen könnte: Immer weniger Ausreißer nach oben bei der Niederschlagsmenge, aber immer mehr Ausreißer nach unten.

(rr)

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