Start zu Weihnachten James Webb Weltraumteleskop erfolgreich gestartet

24. Januar 2022, 14:07 Uhr

Es heißt "James Webb", nach dem früheren NASA-Direktor, und ist das größte je gebaute Weltraumteleskop. Am 25. Dezember startete es erfolgreich ins All. Das Gemeinschaftsprojekt von ESA, NASA und der kanadischen Raumfahrtbehörde CSA soll die Anfänge unseres Universums erkunden und uns das Weltall so zeigen, wie wir es noch nie zuvor gesehen haben.

Das James Webb Weltraumtelskop startet ins All
Erfolgreicher Start am 25. Dezember. Die Ariane 5 Rakete mit dem James Webb Weltraumtesleskop. Bildrechte: ESA/CNES/Arianespace

Für ein Last-Minute-Weihnachtsgeschenk kam der Start zu spät. Aber als gemeinsamem Erlebnis nach dem Festessen am ersten Feiertag passte er perfekt. Der Launch des James Webb Weltraumteleskops wurde zwar mehrfach verschoben, aber am 25. Dezember um 13:20 Uhr unserer Zeit hob die Ariane 5 Rakete erfolgreich ins Welltall ab.

Das Weltraumteleskop befand sich bereits seit Oktober 2021 am europäischen Weltraumhafen Kourou in Französisch-Guyana. Ursprünglich sollte der Launch am 18. Dezember erfolgen, wurde dann aber auf den 22. Dezember verschoben, dann auf Heiligabend und danach auf den 25. Dezember. Wobei das die kleineren Verschiebungen sind eigentlich sollte das Teleskop bereits seit 2011 im Weltraum herumschweben, doch die Fertigstellung hatte sich wie oft bei solchen Großprojekten immer wieder verzögert.

Webb vs. Hubble 

Beim James Webb Weltraumteleskop (engl. Abkürzung JWST) handelt es sich um das größte je gebaute Weltraumteleskop. Im Gegensatz zum Hubble Weltraumteleskop, das im sichtbaren nahen ultravioletten und nahen infraroten Spektrum arbeitet, schaut das Webb-Teleskop mit der Infrarotastronomie in die Weiten des Universums. "Es ist wie eine Reise des Columbus, nur in die Vergangenheit. Das Lustige ist: Was wir sehen, existiert nicht mehr. Weil es so alt ist und sich immer noch ausdehnt. Ein nettes Paradoxon." So beschreibt Peter Jensen, der frühere ESA Webb Projekt Manager, das Teleskop.

Eine Infografik der europäischen Raumfahrtbehörde ESA, auf der die beiden Weltraumteleskope Hubble und James Webb gegenübergestellt und verglichen werden.
Eine Infografik der europäischen Raumfahrtbehörde ESA, auf der die beiden Weltraumteleskope Hubble und James Webb gegenübergestellt und verglichen werden. Bildrechte: ESA

Weil das JWST anders als Hubble im infraroten Bereich arbeitet, muss es aber auch besonders abgeschirmt werden, etwa "von Sonne und Mond und von Wärmequellen in der Nähe", so Dirk Schlesier vom Planetarium Halle. Aber gerade dadurch kann man auch tiefer ins All blicken.

Man kann da im Prinzip durch Staubscheiben hindurchschauen, man kann Planetenentstehung sehen. Alles, was bis jetzt im Verborgenen lag, wird jetzt sichtbar.

Dirk Schlesier, Planetarium Halle

Durch die größeren Spiegel des Webb-Teleskops verfügt es auch über eine höhere Lichtempfindlichkeit. Der Spiegel des Hubble-Weltraumteleskops hat einen Durchmesser von 2,4 Meter, wogegen das Webb-Teleskop einen Primärspiegel von circa 6,50 Meter Durchmesser besitzt. Damit soll das neue James-Webb-Teleskop eine circa 15-fach so große Sichtfläche abdecken. 

Hubble konnte bisher 12,5 Milliarden zurückblicken. Das Webb-Teleskop schafft es in eine Ferne von 13,5 Milliarden Jahren zurückzublicken. Das Universum selbst ist um die 13,8 Milliarden Jahre alt. Somit erwarten Astronominnen und Astronomen durch Webb neue Erkenntnisse über das Weltall zu erlangen. Doch das Webb wird nicht nur tiefer schauen, sondern auch genauer, und das in unserer Nachbarschaft. Denn eine der Aufgaben ist die Erkundung anderer Planetensysteme, und die Erforschung, ob dort Leben möglich ist.

Wissen

Das James Webb Weltraumteleskop 5 min
Bildrechte: ESA

Weit entferntes James Webb Teleskop

Und was die Entfernung angeht: Hubble befindet sich in einer Höhe von rund 570 Kilometern über dem Meeresspiegel. Der Mond ist beispielsweise 384.000 Kilometer im Mittel von uns entfernt. Und das James Webb Teleskop soll in einem Abstand von 1,5 Millionen Kilometern von der Erde entfernt platziert werden, an einem der Lagrange-Punkte.

An dem Lagrange-Punkt kann ein leichter Körper wie ein Asteroid oder eben eine Raumsonde antriebslos einen massereichen Himmelskörper wie die Erde umkreisen. Die Anziehungskraft der Sonne ist an diesem Punkt dann genauso stark wie die der Erde, wodurch die Sonde mit dem Teleskop nicht in eine Richtung entflieht. Doch um dahin zu kommen, muss die Rakete erst mal starten.

Start bei ESA, Flugkontrolle durch die NASA

Am Starttag übernahm das Control-Center in Kourou, später die NASA in Baltimore. Nachdem sich das Teleskop von der Rakete getrennt hatte, konnten sich Sonnenschild und Spiegel entfalten, erklärt der leitende wissenschaftliche Berater der ESA Mark McCaughrean: "Bis zum 1. Januar werden hoffentlich alle Haupt- und Sekundarspiegel sowie der Sonnenschirm entfaltet sein. Wenn das der Fall ist, können wir auf das neue Jahr anstoßen."

Nach sechs Monaten soll das Teleskop auf der sonnenabgewandten Seite der Erde so sehr heruntergekühlt sein, dass es seine Arbeit aufnehmen kann. Oder mit den Worten von Mark McCaughean: "Dann können wir Wissenschaft machen."

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